Sweet Suites auf Händels Tastenkasten: Konzert trifft Museum

The Child Handel / Gemälde von Margaret Isabel Dicksee (1893)

In drei Gesprächskonzerten rund um die „Suites de Pièces pour le Clavecin“ von Georg Friedrich Händel erklingen jeweils zwei unterschiedliche Cembali aus der Sammlung der Stiftung Händel-Haus.

Insgesamt kommen bei den drei Konzerten fünf Cembali zum Einsatz. Bei den Instrumenten handelt sich um qualitätsvolle Nachbauten nach originalen Vorbildern.

Die Gesprächskonzerte führe ich gemeinsam mit Christiane Barth durch, Museumsleiterin der Stiftung Händel-Haus.

Die „Suites de Pieces pour le Clavecin“, erstmals im Jahr 1720 erschienen, markieren Höhepunkt von Händels kompositorischer Beschäftigung mit dem Cembalo. Eine besondere Charakteristik dieser Werke ist die Vielfalt verschiedener Gesten, Stile und Stimmungen, die Händel in ihnen verarbeitet. Der Wandelbarkeit von Händels Cembalo-Werken ist untrennbar mit der Vielfalt der Tasteninstrumente der damaligen Zeit verbunden. Die verschiedenen Traditionen und Schulen des Instrumentenbaus haben ein breites Spektrum an Instrumenten hervorgebracht. Jede Bauart hat ihre einmalige Klangcharakteristik. Das Zusammenspiel von Werk und Instrument ermöglicht daher die besondere Möglichkeit, diese Werke in ihrem historischen Kontext neu zu erfahren.

Sweet Suites auf Händels Tastenkasten I
anlässlich des „Early Music Day“
21. März 2023, 17:00 Uhr
Kammermusiksaal, Händel-Haus Halle

Georg Friedrich Händel: Suite F-Dur HWV 427
Georg Friedrich Händel: Suite d-Moll HWV 428

Cembali von Vogel & Scheer, Jestetten 1992 (nach Benoist Stehlin, Paris 1760) und von Martin-Christian Schmidt, Rostock 2002 (nach Johann Heinrich Gräbner, Dresden 1739)

Bezüglich des Aufbaus und Materials des Korpus, des Resonanzbodens, der Berippung und der Besaitung spiegeln die vorgestellten Instrumente regionale Besonderheiten wider, die deren unterschiedliche Klangcharakteristiken begründen. Der Klang der flämischen Cembali ist vergleichsweise dunkel und großvolumig, der der italienischen Instrumente dagegen hell und silbrig. Die deutschen Cembali verfügen oft über ein tiefes Register in der 16-Fuss-Lage. Bei voller Registratur entwickeln deutsche Cembali einen orchestralen Klang. Französische Instrumente dagegen klingen weicher und silbrig singend. Jedes Instrument spielt sich anders und inspiriert den Musiker zu voneinander abweichenden Interpretationen.

Sweet Suites auf Händels Tastenkasten II
anlässlich des „Internationalen Museumstages“
18. Mai 2023, 17:00 Uhr
Museum, Händel-Haus Halle

Georg Friedrich Händel: Suite A-Dur HWV 426
Georg Friedrich Händel: Suite f-moll HWV 433

Cembali von Dietrich Hein, Oldenburg 2016 (Nachbau des Ruckers-Cem- balos von 1599) und von Bernhard von Tucher, Leitheim 1999 (nach deutschen Instrumenten)

Georg Friedrich Händel kam im Laufe seines Lebens mit den verschiedensten Cembalotypen in Berührung. In Hamburg und Italien lernte er norddeutsche und italienische Cembali kennen. Er selbst besaß in London ein schlichtes englisches einmanualiges Cembalo und ein zweimanualiges flämisches Instrument der berühmten Instrumentenbauerfamilie Ruckers. Zeitweise besaß er auch ein zweimanualiges Instrument von Burkhardt Tschudi, einem englischen Cembalobauer schweizerischer Herkunft. Auf seinen Reisen und Aufenthalten in Dresden, Berlin, Hannover oder Düsseldorf hat Händel süd- und mitteldeutsche sowie französische Cembali kennengelernt.

Sweet Suites auf Händels Tastenkasten III
anlässlich des „Tages der offenen Tür“
24. September 2023, 15:00 Uhr
Kammermusiksaal, Händel-Haus Halle

Georg Friedrich Händel: Suite g-moll HWV 432
Georg Friedrich Händel: Suite E-Dur HWV 430

Cembali von Vogel & Scheer, Jestetten 1992 (nach Benoist Stehlin, Paris 1760) und von Martin-Christian Schmidt, Rostock 2002 (nach italienischen Instrumenten)

Zusammen mit den Cembalowerken Rameaus und Scarlattis sowie Johann Sebastian Bachs gehören die acht großen Suiten zum spieltechnisch und musikalisch anspruchsvollsten, was die barocke Klaviermusik hervorgebracht hat. Es wird vermutet, dass Händel diese Stücke für die eigene Solokarriere komponiert hat – für seine Auftritte als glänzender Virtuose. Darüber hinaus werden ihm die Suiten auch als Unterrichtsmaterial für seine musikalisch hochgebildeten Schüler gedient haben. Bereits vor der offiziellen Veröffentlichung der Werke kursierten einige handschriftliche Kopien. Händel fühlte sich letztendlich durch einen von der Verlegerin Jeanne Roger in Amsterdam angefertigten unautorisierten Druck veranlasst, die Suiten 1720 selbst auf den Markt zu bringen. In diesem Zusammenhang hatte sich der Komponist von König Georg I. sogar ein Copyright-Privileg geben lassen, zur alleinigen Publikationsberechtigung seiner Werke im Vereinigten Königreich.