Hörspiel mit Musik: Das Melodram „Enoch Arden“ von Richard Strauss

Lillian Gish als Anna Moore in der Verfilmung von "Enoch Arden" (1915)

Bis heute ist Richard Strauss (1864-1949) als Opernkomponist weltweit bekannt. Obwohl sich sein kompositorischer Stil und seine Tonsprache im Laufe seines Lebens mehrfach wandelten, bis hin zu einem beinahe klassizistischen Stil, der vor allem seine Spätwerke kennzeichnet, erscheint die Synthese von literarisch-dramatischem und musikalischem Ausdruck stets als Nucleus seines kreativen Schaffens.

In seinem Melodram Enoch Arden op. 38 verbindet Strauss in eindrucksvoller Weise Literatur und Musik.

Dem Werk liegt die gleichnamige Ballade des englischen Dichters Alfred Lord Tennyson zugrunde, welche im Jahr 1864 veröffentlicht wurde. Das Vers-Epos fand seinerzeit rasche Verbreitung und avancierte zum Welterfolg. Dies zeigen unter anderem die zwölf verschiedenen Übersetzungen ins Deutsche an, die bis 1914 erschienen, umfangreiche Verfilmungen in der frühen Stummfilmzeit, beispielsweise mit Lillian Gish, hier abgebildet in der Rolle der Anna Moore im Jahr 1915, sowie die Verarbeitung zu einer damals höchst erfolgreichen gleichnamigen Oper in vier Akten von Ottmar Gerster.

Gemeinsam mit dem Schauspieler, Regisseur, Autor und Sprecher Rufus Beck habe ich dieses einstündige Werk erarbeitet und im Dezember 2021 zur Aufführung gebracht.

Enoch Arden kann nach einem Missgeschick nicht mehr eigenständig als Fischer arbeiten. Er verlässt seine Familie, um für deren Unterhalt auf jenem Schiff als Hochbootsmanns anzuheuern, auf dem er in jungen Jahren schon einmal gedient hatte. Seine Frau Annie und die Kinder lässt er in der Obhut seines Freundes Philipp zurück. Das Schiff gerät auf seiner Reise nach China in schwere Seenot. Gemeinsam mit zwei Kameraden kann sich Enoch auf eine Insel retten. Die Gefährten sterben, er bleibt für zehn Jahre auf dem Eiland gefangen, bis er zufällig gerettet wird. Gealtert und durch die Entbehrungen schwer gezeichnet, findet er in seinen Heimatort zurück, wo er längst für tot erklärt worden ist.